VORGESCHICHTE
Die Ureinwohner Indiens waren aller Wahrscheinlichkeit nach Drawiden, deren Nachkommen die heutigen südindischen Tamilen sind. Vor ca. 3200 Jahren wanderten die Arier (Edle) aus dem heutigen Pakisten vor und eroberten weite Teile Nordindiens und drängten die Drawiden zurück in den Süden, wo sie heute noch die Mehrheit der Bevölkerung stellen. Etwa um 1000 v. Chr. begannen die Arier seßhaft zu werden. Aus dieser Zeit stammen auch die Veden. (ältestes religiöses Schrifttum). Es wurde das Erstemal das Kastensystem erwähnt. Durch das Kastensystem festigten die sogenannten Arier ihre Macht und breiteten sich schnell aus und unterdrückten die Nichtarier wie es auch heute noch in vielen Teilen Indiens die Regel ist. In der folgenden Zeit kommt es immer wieder zum Einfall anderer Volksstämme. 327 bis 325 v. Chr. zieht Alexander der Große nach Indien. Er erobert nur für kurze Zeit Teile von Nordindien und muß sich nach einer Meuterei in seinen eigenen Reihen zurück ziehen. Unter König Ashoka (272-231 v. Chr.) erreichte das indische Reich seinen vorläufigen Höhepunkt. Nachdem Ashoka sich dem Buddhismus zuwandte regierte er anschließend friedlich. Noch heute ziert die indische Nationalflagge das Ashoka-Rad. Nach seinem Tod zerfällt durch interne Machtkämpfe sein Reich und verschiedene Stämme und Völker dringen in Indien ein.
VORKOLONIALE ZEIT
Um 50 n. Chr. entstand das Großreich der Kushana, das sich unter König Kanishka von Zentralasien bis nach Varanasi (Benares) erstreckte und entweder durch die Sassaniden im 3. oder die Guptas im 4. Jahrhundert zerstört wurde. Ca. 350 n.Chr. kommt es zu einer neuen Blütezeit unter den Guptas mit Sitz in Patna dem heutigen Nepal. Deren Reich zerfiel ab 430 duch den Einfall der Hephtaliten in eine Fülle von sich ständig bekämpfender Königreiche. Der Buddhismus verliert in der folgenden Zeit an Bedeutung und der Hinduismus formiert sich neu. Um 700 fallen die ersten Araber ein. Die nächsten Jahrhunderte sind von Kämpfen zwischen Moslems und Hindus geprägt. Durch Vorstösesen von Mahmud von Ghazni kam es im 12. Jahrhundert zu dauerhaften islamischen Besetzung des Landes. Durch Akbars (1556 - 1605) Toleranz gegenüber den Hindus entstand eine hinduistisch-muslimische Gesellschaft. Das Mogulreich löste sich durch die Eroberung Nadir Schah 1739 auf. Der Hinduismus eroberte wieder Indien. 1858 setzten die Briten den letzten Mogul ab.
KOLONIALZEIT
Durch die Entdeckung des Seewegs nach Indien durch Vasco da Gama 1498 entstanden die ersten portugiesichen Stützpunkte in Diu, Daman und Goa. Die ersten Handelsstützpunkte wurden errichtet und Missionare brachten den Indern das Christentum bei. (Noch heute ist der größte Teil der Einwohner in Goa christlich.) Um 1600 wurde die Handelsorganisation Ostindische Kompanie gegründet, mit den Zweck Handel zu treiben und Indien seiner Schätze zu berauben. Es entstanden Niederlassungen in Surat, Madras, Bombay und Kalkutta. 1664 entstand die franz. Ostindische Kompanie. 1690 erobern die Engländer Kalkutta. Ab 1740 begannen sich Franzosen und Briten zu bekämpfen. Dies endete mit der Schlacht vom Plassey 1757 zugunsten der Engländer. Hiermit wurde der Grundstein für das britische Weltreich gelegt. 1857 kommt es durch indische Teile der Armee und fürsten zum offenen Aufstand gegen die Engländer. Mit Hilfe von Truppen aus England und nepalesischer Gurkhas gelang es den Briten den Aufstand blutig niederzuschlagen. 1858 wurde Königin Victoria Kaiserin von Indien und somit Teil des britischen Empires.
MAHATMA GANDHI UND DIE UNABHäNGIHKEIT
Mohandas Karamchand Gandhi wurde 1869 als Sohn wohlhabender Kaufleute geboren. Er studierte in England Jura und wird Rechtsanwalt in Südafrika das unter britischer Verwaltung stand. Nach rassistischen übergriffen durch die Engländer begann eine entscheidene Wende in seinem Leben. Er entwickelte den zivilen Ungehorsam und kampflosen Widerstand gegen die Besatzungsmacht Indiens. Ferner begann er nach der Bhagavad Gita zu leben. Das heißt frei zu sein von allen materiellen Gütern und Trieben. Dazu gehört auch die sexuelle Enthaltsamkeit. Dadurch konnte er seine ganze spirituelle Kraft und Ausstrahlung auf zivilen Ungehorsam gegen die Besatzungsmacht England konzentrieren. Er forderte die Bevölkerung zum bürgerlichen Ungehorsam auf und britische Produkte zu boykotieren. Er sponn seine Kleider selber und die Bevölkerung tat es ihm nach. Eine seine späktakulärsten Maßnahmen war der Salzmarsch von Ahmedabad an die Küste. Gandhi macht sich mit tausenden von Anhängern auf zum Meer, wo jeder eine Handvoll Wasser in der Sonne verdunsten ließ, bis nur das Salz übrig blieb. Er wollte so gegen das Salzmonopol demonstrieren.
Gandhi wanderte unzählige mal im Gefängnis. Hungerstreiks und wachsende Popularität
verhalfen ihm immer wieder in die Freiheit.
Durch den zweiten Weltkrieg wurde England immer schwächer und hatte zunehmend Schwierigkeiten seine Macht in Indien
zu behaupten. (Noch heute denken viele Inder daß durch Hitler das britsche Empire so geschwächt wurde daß es
schließlich aufgeben mußte, was ja nur zum Teil stimmt.
Viel Inder sagen heute noch "You are from Germany?
Oh, Hitler was a very good man." Sie wissen es einfach nicht besser). Die Regierung Englands erkannte nach
Kriegsende, daß Indien nicht länger zu halten ist. Lord Mountbatten wurde als letzter Vizekönig eingesetzt um
Indien langsam in die Unabhängigkeit zu entlassen aber trotzdem als Handelsparter im Commonwealth zu halten. Mit
Hilfe von Mahatma Gandhi gelang es Mountbatten am 15.08.1947 Indien zunächst friedlich in die Unabhängigkeit
zu entlassen. Gandhi wurde am 30.1.1948 von einem radikalen Hindu während seines Gebetes erschossen.
NEUERE GESCHICHTE
Ein Freund und Mitstreiter von Mahatma Gandhi war Jawahal Nehru. Er wurde 1948 Ministerpräsident und Außenminister der Indischen Republik, die nach englischen Vorbild entworfen wurde. Indien ist heute noch die größte Demokratie der Welt. Indien wurde in die Indische Republik, Westpakistan, (heutiges Pakistan) und Ostpakistan (heutiges Bangladesh) aufgeteilt. Kurz darauf kam es zu bürgerkriegsähnlichen Kämpfen zwischen Moslems, Hindus und Sikhs. Eine Massenflucht begann. Hindus aus West-und Ostpakistan flüchteten nach Indien. Moslems aus Indien flüchteten nach West-und Ostpakistan. Viele diese Flüchtsströme trafen unterwegs aufeinander und hunderttausende metzelten sich gegenseitig nieder.
1956 wird in Pakistan die islamische Republik ausgerufen.
1959 und 1962 kommt es zu chinesichen überfällen auf die Nordost-Provinzen und Ladakh, das seitdem
teilweise chinesich besetzt ist. Durch verschiedene Grenzzwischenfälle und Auseinandersetzungen und das
Indus-Wasser
in Kaschmir, kommt es 1965 zum indisch-pakistanischen Krieg, der durch Vermittlung der Vereinten
Nationen 1966 auf der Konferenz von Taschkent beigelegt wurde.
1971 flackern neue Kämpfe wieder auf. Ostbangalen fühlt sich durch Westpakistan bevormundet.
Mit Hilfe des
Militärs erreichte Ostbengalen schließlich seine Unabhängigkeit und heißt seitdem Bangladesch.
1966 wird Indira Gandhi, eine Tochter Jawarhal Nehrus, Ministerpräsidentin.
Sie ließ die
bis dahin freie Presse zensieren und setzte ein riguroses Familienplanungsprogramm durch was zur Sterilisation
Millionen von Indern führte. Jeder, der sich sterilisieren ließ bekam angeblich ein Radio. Das die meisten Inder damals noch keinen Strom hatten interessierte wohl niemanden. Die Meinungen über sie
sind heute noch gespalten. Sie wurde 1977 durch Moraji Desai ersetzt. Für ein halbes Jahr vom 28. Juli 1979 bis zum 14. Januar 1980 war kurz Chaudhary Charan Singh an der Macht. 1980 wurde Indira Gandhi erneut Ministerpräsidentin.
Januar 1984 kam es zu Auseinandersetzungen zwischen radikalen Sikhs und der Regierung. Die Sikhs unter der Führung Sant Jarnail Singh Bhindranwale hatten sich im Goldenen Tempel von Amritsar verschanzt. Am 6.Juni stürmte die Armee den Goldenen Tempel. In diesen Monaten kamen ca. 2500 Menschen ums Leben.
Am 31. Oktober 1984 wurde Indira Gandhi von ihrem Leibwächter einem Sikh emordet.
Nachfolger wurde ihr Sohn Rajiv Gandhi. Ich persönlich erlebte 1986 in Goa einen Aufstand gegen Rajiv Gandhi,
der nach Panjim zu Besuch kam.
Dazwischen war Vishwanath Pratap Singh vom 2. Dezember 1989 bis 10. November 1990 Ministerpräsident.
Im Mai 1991 wurde Rajiv Gandhi durch ein Bombenattentat getötet.
Im Dezember 1992 kam es nach Zerstörung der Babri-Moschee erneut zu Ausschreitungen zwischen Moslems und Hindus.
Vor allem in Bombay gab es hunderte von Toten. Ich war damals auf dem Weg von Goa nach Bombay und machte einen Umweg
über Poona.
Am 13.05.04 gewann Sonia Gandhi mit der Opposition die Wahlen. Sonia Gandhi ist die Ehefrau des ermordeten Rajiv Gandhi und eine Schwiegertochter Indira Gandhi. Sie ist Halbitalienerin. In den meisten Ländern der Welt wäre so etwas unmöglich. Das ist wirklich Indien.
Sie verzichtete aber überraschend auf das Ministeramt.
Weitere Ministerpräsidenten seit Rajiv Gandhi:
Amtierender Ministerpräsident ist seit 26. Mai 2014 Narendra Modi
Es bleibt nur zu hoffen, daß die Atommächte Indien und Pakistan einsichtig werden und ihren dummen Rassenhaß endlich einmal beilegen. Leider ist der immer stärker aufkeimende radikale Hinduismus und der islamische Fundamentalismus kein gutes Vorbild.