Indien ist ein sehr religiöses Land. Jeden Tag findet irgendwo ein Spektakel oder eine Zeremonie statt. Die Mehrheit sind Hindus. Trotz allem Respekt für Religion muß ich doch ein paar Warnungen aussprechen. Nicht jeder Saddhu oder Priester ist ein heiliger Mann. Da gibt es viele Scharlatane die versuchen unter dem Deckmantel der Religion gutgläubigen Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Vor allem in Pushkar und Varanasi. Kein seriöser Priester darf euch zwingen für irgendwelche Götter Geld auszugeben. Kommt leider immer wieder vor. Wenn ihr einen Hindutempel besucht und fotografiert, dann gebt etwas in die "Donation Box". Das ist wie bei uns der Opferstock. Aber falls jemand einfach so Geld verlangt - gebt ihm nichts
Die Inder sind zu 75% Hindus, 18% Muslime, 3% Sikhs, 1% Buddhisten und ca. 3% Christen. Die Muslime sind mehrheitlich
nach der Unabhängigkeit und der Spaltung Indiens nach Pakistan und Bangladesh ausgewandert.
Der frühere Hinduismus(auch Brahmaismus genannt) entstand ca. 1000 v.Chr. durch die Vermischung des Drawidenglaubens
und der alten Vedenreligion, die die eindringenden Arier mitbrachten. Diese sicherten sich damit die politische Macht,
indem sie das Kastensystem "erfanden". Die Brahmanen, die höchste Kaste waren allein für religiöse Handlungen zuständig. Wie bei uns die Pfarrer. Es fand eine Vermischung von Göttern früherer Glaubensrichtungen statt.
Der Hinduismus kennt etliche Götter. Jeder Hindu kann sich seine Götter aussuchen, die er verehren will.
Der Schöpfer, der sich immer wieder inkarniert um das Gleichgewicht der Welt wiederherzustellen. Er hat vier Köpfe, die seinen Durchblick als Weltenschöpfer symbolisieren. Brahmas Reittier ist Hamsa, die Wildgans. Seine Gefährtin ist Sarasvati, Göttin der Kunst und des Wissen.
Der Welterhalter. Vishnu inkarniert sich von Zeit zu Zeit um das Dharma (Gesetz) auf der Erde aufrecht zu erhalten. Er sitzt entweder auf einem Lotus oder fliegt auf dem Vogel Garuda oder liegt auf einer Schlange. Seine letzten Inkarnationen sind Rama, Krishna und Buddha. Seine Gefährtin ist Lakshmi, die Göttin der Schönheit und Reichtums. Daher beten auch viele indische Frauen Lakshmi an
Der Zerstörer und Erneuerer. Herr der ewigen Ruhe und unablässiger Tätigkeit. Herr des Tanzes. Er ist die wohl bekannteste Gottheit. Shiva wird in Form des Phallus verehrt (Yoni). Seine Gefährtin ist Parvati. Sie ist das Sinnbild der lebensspendeten lebenserhaltenden Mutter. Verkörpert sie den Aspekt der Zerstörung wir sie Kali oder Durga genannt. Es gibt Millionen vo Shiva-Anhängern in Indien. Die meisten Sadhus tragen den Shiva-Dreizack mit sich. Sadhus sind meist Wanderprediger mit langen Haaren, Bärten die mit der Konsumwelt nichts zu tun haben wollen. Viel rauchen Ganja (Marihuana). für mich sind die meisten Saddhus einfach indische Aussteiger. Viel Hippies in den 60ern ahmten ihnen nach. Jetzt wißt ihr woher die langen Haare bei unseren Hippis herkamen.
Den Hinduismus zu begreifen ist sehr schwer. Ich bin mir sicher daß die meisten Hindus sich auch nicht so richtig auskennen. Der Hinduismus kennt keinen Religionsstifter so wie Jesus, Budddha oder Mohammed.
Der Sinn des Lebens besteht in der Erkenntnis Gottes: Es gibt nur eine Wahrheit. Durch den Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt (Samsara), die Seelenwanderung, wirken die Taten (Karma) von einem Leben ins nächste hinein. Ziel ist es die Einswerdung von Atman (individuelles Selbst oder Seele) und Brahman (absolutes Selbst oder Seele) zu erlangen. Ziel ist es das Moksha die Erleuchtung, das Nirvana, die Erlösung zu erreichen.
Man erreicht es durch:
Karma_Yoga: Vereinigung durch Tun. Alle Taten sind dem Herrn geweiht.
Inan-Yoga: Vereinigung durch Wissen, d.h. durch die innere Erkenntnis, das Gott allein wirklich und alles andere unwirklich, d.h. vergänglich ist.
Raja-Yoga: Vereinigung durch Medidation und psychische Kontrolle.
Bhakti-yoga: Vereinigung durch Hingabe und Liebe zu Gott.
In Indien entstanden vier der großen Religionen:
Der Islam kam infolge von Eroberungen, das Christentum durch frühe Missionierungen im ersten Jahrhundert und dann durch den Kolonialismus, der Parsismus (Zoroastrismus) aufgrund von Einwanderungen ins Land. Indien bietet also eine außerordentlich reichhaltige Religionslandschaft. Obwohl der Buddhismus über Jahrhunderte die bevorzugte Religion war, starb der Hinduismus nie aus und konnte seine Stellung als dominierende Religion langfristig behaupten. Im Mittelalter brachten indische Händler und Seefahrer den Hinduismus bis nach Indonesien und Malaysia. Obwohl Indien bis heute ein hinduistisch geprägtes Land ist, hat Indien nach Indonesien und Pakistan die weltweit drittgrößte muslimische Bevölkerung (etwa 140 Millionen), und nach dem Iran die zweitgrößte Anzahl von Schiiten.
Die Religionen verteilen sich wie folgt: 80,5 % Hindus, 13,4 % Moslems (hauptsächlich Sunniten), 2,3 % Christen, 1,9 % Sikhs, 0,8 % Buddhisten, 0,4 % Jainas und 0,6 % andere: (z. B. Adivasi, Baha'i, Parsen) (Quelle: Census of India 2001)
Die Wurzeln des Hinduismus liegen im Veda (wörtl.: Wissen), religiösen Texten, deren älteste Schicht auf etwa 1200 v. Chr. datiert wird. Die Bezeichnung "Hinduismus" wurde jedoch erst im 19. Jahrhundert allgemein üblich. Er verbindet viele Strömungen mit ähnlicher Glaubensgrundlage und Geschichte, die besonders bei den Lehren von Karma, dem Kreislauf der Wiedergeburten (Samsara) und dem Streben nach Erlösung übereinstimmen. Er kennt keinen Religionsstifter, kein einheitliches Glaubensbekenntnis und keine religiöse Zentralbehörde. Die wichtigsten populären Richtungen sind der Shivaismus und der Vishnuismus. Religiöse Lehrer (Gurus) und Priester haben einen großen Stellenwert für den persönlichen Glauben.
Die Adivasi (Ureinwohner) widersetzten sich oft den Missionsversuchen der großen Religionen und behielten teilweise ihre eigene Religion. Die indigenen Völker Indiens haben einiges mit dem Hinduismus gemeinsam, so etwa den Glauben an die Reinkarnation, eine äußere Vielfalt von Göttern und eine Art von Kastenwesen. Nicht selten werden lokale Gottheiten oder Stammesgottheiten einfach in das hinduistische Pantheon integriert - eine Herangehensweise, die historisch zur Ausbreitung des Hinduismus beigetragen hat. Besonders heute besteht eine starke Tendenz der "Hinduisierung", gesellschaftliche Sitten der Hindus und deren Formen der Religionsausübung werden übernommen.
Der Buddhismus ist heute vor allem als "Neobuddhismus" bei den unberührbaren Kasten populär, die auf diese Art und Weise versuchen, den Diskriminierungen des Kastensystems zu entkommen. Ins Leben gerufen wurde diese Bewegung durch den Rechtsanwalt Bhimrao Ramji Ambedkar (1891-1956), der selbst einer unberührbaren Kaste angehörte. Hinzu kommen die traditionell buddhistischen Gegenden wie Ladakh und Sikkim.
Die Parsen, die heute hauptsächlich in Mumbai leben, bilden eine kleine, überwiegend wohlhabende und einflussreiche Gemeinschaft (ca. 70.000 Menschen). Nicht zuletzt auch durch ihr ausgeprägtes soziales Engagement spielen sie trotz geringer Bevölkerungsanzahl in der indischen Gesellschaft eine wichtige Rolle. In Europa sind sie durch ihre Bestattungsgepflogenheiten ("Türme des Schweigens") bekannt. Auch die Jainas sind oft wohlhabend, da sie aufgrund ihres Glaubens, der das Töten von Lebewesen verbietet, überwiegend Kaufleute und Händler sind. Parsen und Jainas gehören meist der Mittel- und Oberschicht an.
Die Mehrheit der indischen Muslime gehört der sunnitischen Richtung an, außerdem leben mehr als 20 Millionen Schiiten in Indien. Darüber hinaus existieren kleinere Glaubensrichtungen innerhalb des Islam: Eher fundamentalistisch ist die Deobandi-Schule in Deoband im nördlichen Bundesstaat Uttar Pradesh, auf die sich unter anderem die afghanischen Taliban berufen, wenn auch in radikal verkürzter Interpretation. Die Situation der Muslime in Indien ist schwierig. Sie sind ärmer und weniger gebildet als der Durchschnitt. In Politik und Staatsdienst sind sie unterrepräsentiert.
Die Sikhs sind hauptsächlich im Nordwesten Indiens im Punjab beheimatet. Ihre Stellung in der Gesellschaft ist geprägt durch den Erfolg vor allem im militärischen Bereich, aber auch im politischen Leben. Der derzeitige indische Premierminister, Manmohan Singh, ist ein Sikh.
53 n. Chr. soll ein Apostel Jesu, Thomas, nach Indien gekommen sein und dort entlang der südlichen Malabarküste mehrere christliche Gemeinden gegründet haben. Diese sogenannten "Thomaschristen" sind noch heute etwa im Bundesstaat Kerala zu finden und machen einen erheblichen Prozentsatz der dortigen Bevölkerung aus. Die indische christliche Kirche ist somit älter als die europäische. Portugiesische Missionare führten im späten 15. Jahrhundert den römischen Katholizismus ein und verbreiteten ihn entlang der Westküste, etwa in Goa, so dass römische Katholiken heute den größten Anteil an der christlichen Bevölkerung Indiens stellen. Die Briten zeigten zwar wenig Interesse an der Missionierung, dennoch konvertierten viele Stammesvölker im Nordosten (Nagaland, Mizoram, Meghalaya, Manipur, Arunachal Pradesh) zur Anglikanischen Kirche oder anderen evangelischen Konfessionen. In jüngerer Zeit traten auch Angehörige unberührbarer Kasten sowie Adivasi zum Christentum über, um der Ungerechtigkeit des Kastensystems zu entkommen.
Als Indien seine Unabhängigkeit erlangte, lebten auch noch rund 25.000 Juden in Indien. Nach 1948 verließen jedoch die meisten von ihnen ihre Heimat gen Israel. Heute wird die Zahl der in Indien verbliebenen Juden auf 5.000 bis 6.000 geschätzt, wovon die Mehrheit in Mumbai lebt.
Religiöse Konflikte
Der Laizismus, die Trennung von Staat und Religion, zählt zu den wesentlichsten Grundsätzen des indischen Staates und ist in seiner Verfassung verankert. Seit Jahrhunderten bestehen verschiedene Glaubensrichtungen zumeist friedlich nebeneinander. Dennoch kommt es manchmal zu regional begrenzten religiös motivierten Auseinandersetzungen.
Bei der Teilung Indiens 1947 und beim Bangladesch-Krieg 1971 kam es zwischen Hindus und Muslimen zu massiven Ausschreitungen. Unruhen zwischen Anhängern der beiden Glaubensrichtungen brechen in Indien in gewissen Zeitabständen immer wieder aus. Ein Konfliktpunkt ist nach wie vor Kashmir, dessen überwiegend muslimische Bevölkerung teilweise gewalttätig für die Unabhängigkeit oder den Anschluss an Pakistan eintritt. Geschürt werden sie seit den späten 1980er Jahren durch den aufkeimenden Hindu-Nationalismus (Hindutva) und den islamischem Fundamentalismus. Einer der Höhepunkte der Auseinandersetzungen war die Erstürmung und Zerstörung der Babri-Moschee in Ayodhya (Uttar Pradesh) durch extremistische Hindus im Dezember 1992, da das islamische Gotteshaus einst an der Stelle eines bedeutenden Hindu-Tempels errichtet worden war, der den Geburtsort Ramas markieren sollte. Weitere schwere Unruhen traten 2002 in Gujarat auf, als 59 Hindu-Aktivisten (kar sevaks) in einem Zug verbrannt wurden. Infolge der eskalierenden Gewalt kamen etwa 2.000 Menschen um, hauptsächlich Moslems. Die politische Situation in Kaschmir kostete seit 1989 aufgrund der Aktivitäten islamistischer Terroristen über 29.000 Zivilpersonen das Leben. Seitdem vergeht kaum ein Tag an dem nicht irgendwo ein Kleinkrieg ausgefochten wird. Oft wird auch die Religion dazu benutzt um Konkurrenten aus dem Wege zu schaffen. Meistens ist es aber nur Dummheit, Rassismus und religiöser Wahn auf muslimischer wie auf hinduistischer Seite.
Auch bei anderen Religionen traten Konflikte auf. Die Forderungen sikhistischer Separatisten nach einem unabhängigen Sikhstaat namens "Khalistan" gipfelten 1984 in der Erstürmung des Goldenen Tempels in Amritsar durch indische Truppen (Operation Blue Star) und der Ermordung der damaligen Premierministerin Indira Gandhi durch ihre eigenen Sikh-Leibwächter. Insgesamt kamen bei den Unruhen im Jahre 1984 mehr als 3.000 Sikhs ums Leben.